Streifen und Ringel ohne lästige Absätze stricken – „Jogless knitting“ - Pascuali

Streifen und Ringel ohne lästige Absätze stricken – „Jogless knitting“

Wenn man sich an mehrfarbige Strickstücke machen möchte, dann sind Streifen ein einfacher Weg. Nur beim Stricken in Runden, da hat die Sache einen Haken. Es entstehen unschöne kleine Absätze. Aber wir hätten damit an dieser Stelle natürlich gar nicht mit dem Thema angefangen, wenn es keine Abhilfe gäbe.
Von Garngewichten und Lauflängen Du liest Streifen und Ringel ohne lästige Absätze stricken – „Jogless knitting“ 8 Minuten Weiter Patentmuster stricken – die Grundlagen

Von Claudia Ostrop

Wenn man sich an mehrfarbige Strickstücke machen möchte, dann sind Streifen ein einfacher Weg, um ohne viel Zählerei schöne Ergebnisse zu erzielen. Dicke Blockstreifen, feine Ringel, in wildem Mix aus leuchtenden Farben oder zart und Ton in Ton gehalten – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ganz leicht und anfängertauglich entsteht ein buntes Muster. Nur beim Stricken in Runden, da hat die Sache einen Haken: Streifenanfang und -ende treffen nicht nebeneinander zusammen, sondern versetzt, übereinander. Es entstehen unschöne kleine Absätze. Aber wir hätten damit an dieser Stelle natürlich gar nicht mit dem Thema angefangen, wenn es keine Abhilfe gäbe 😉
Heute geht es darum, wie man die lästigen Stufen verhindern oder wenigstens wegmogeln kann – damit dem ununterbrochenen Ringelspaß künftig nichts mehr im Wege steht!

Wie vermeide ich Treppchen und Absätze bei Streifen in Runden?

Für makellose Streifen in Runden liegt das Geheimnis oftmals am Beginn der zweiten andersfarbigen Runde – begonnen wird der Streifen zunächst ganz normal: 
Die neue Farbe ansetzen und eine Runde stricken. Wenn jetzt einfach über den Rundenstart rüber gestrickt wird, bildet sich der berüchtigte Absatz. Der Grund ist der folgende: Die erste Masche eines Streifens liegt unterhalb der letzten Masche, die in dieser Runde in dieser Farbe gestrickt wird. Um das zu verhindern, gibt es verschiedene Methoden. Allen gemein ist, dass sie den harten Übergang aufweichen und damit mehr oder weniger unsichtbar machen.


Masche der Vorrunde zusammen mit der ersten farbigen Masche abstricken

Mit der neu angesetzten Farbe wird komplett bis zum Rundenende gestrickt, also bis direkt vor die erste Masche in dieser Farbe. 
Nun wird in die erste Masche unterhalb der ersten „Streifenmasche“ gestochen und das rechte Maschenbein auf die linke Nadel gehoben. Beide zusammen, also die angehobene und die erste Streifenmasche, werden nun zusammen abgestrickt. 
Durch das Anheben der Masche der Vorrunde wird der Höhenunterschied zwischen den beiden Runden ausgeglichen. Jetzt kann der Streifen ganz normal weitergestrickt werden. Alle weiteren Runden in dieser Farbe benötigen keine Sonderbehandlung.


Abheben der ersten Masche der zweiten Runde

Auch hier wird mit der neuen Farbe bis zum Ende der ersten Runde gestrickt. Beim Übergang in die nächste Runde wird die erste „Streifenmasche“ dann aber nicht gestrickt, sondern nur abgehoben, der Faden liegt dabei hinter der Arbeit. Auch so wird der Übergang optisch ausgeglichen – simpel zu stricken, allerdings gerade bei schmalen Streifen, also wenn man viele Farbwechsel im Strickstück hat, fallen die Übergänge hier im Vergleich zur „hochgeholten“ Masche in der Masse etwas mehr auf. Es wird nur beim Wechsel von der ersten zur zweiten Streifenrunde abgehoben, alle weiteren Runden in dieser Farbe werden normal gestrickt.

Beide Methoden, also das Mitstricken der Masche der Vorrunde und das Abheben der ersten Masche, eignen sich am besten für Streifen ab drei Runden. Bei schmaleren Streifen fällt schneller ins Auge, dass am Rundenbeginn eine Masche in Streifenfarbe fehlt. Aber auch da gibt es „Rettung“:

Wandernder Rundenanfang

Hier sollte auf jeden Fall ein Maschenmarkierer für den Rundenanfang benutzen werden: Wieder wird die erste Runde komplett beendet. Der Maschenmarkierer wird abgenommen.

  • Für Farbwechsel mittels angehobener, mitgestrickter Masche: Die ursprünglich erste Masche der Runde normal stricken. Maschenmarkierer neu setzen und die nächste Masche zusammen mit der darunter liegenden Maschen abstricken.
  • Für Farbwechsel mit abgehobenen Maschen: Die erste Masche der neuen Runde wird mit dem Faden hinter der Arbeit abgehoben und der Maschenmarkierer dann neu gesetzt. 

Mit jedem Farbwechsel wandert der Maschenmarkierer somit um eine Masche nach links. Um den ursprünglichen Rundenbeginn nicht aus dem Auge zu verlieren, kann man sich mit einem verschließbaren Maschenmarkierer oder einer kleinen Sicherheitsnadel behelfen, die ins Gestrick gehängt wird, um den „echten“ Rundenbeginn zu markieren. 
Dadurch, dass der Farbwechsel nicht mehr an einer Stelle stattfindet, fallen die Übergänge noch weniger auf, als wenn man die jeweils erste Streifenmasche immer an derselben Position abhebt.

„Helix-Stricken“ – Endlosstreifen in der Spirale

Perfekt für Ringelstreifen, die aus nur einer Runde bestehen, ist das so genannte Helix-Stricken oder helix knitting geeignet. Das, was man dabei als einzelne gestreifte Runden wahrnimmt, sind in Wirklichkeit Endlosspiralen in den jeweiligen Farben. Eine optische Täuschung, sozusagen. 
Am besten probiert man es selber aus, um den Effekt zu verstehen. Hier ein kleines Beispiel, die Farben können natürlich frei gewählt werden – es müssen drei verschiedene sein:
Auf drei Nadeln eines Nadelspiels je 10 Maschen anschlagen. Nun eine erste Runde stricken: 1 Nadel in blau, 1 Nadel in weiß und 1 Nadel in rot. In der nächsten Runde 1 noch eine Nadel in rot stricken. 
Nun ist man an dem Punkt, an dem der blaue Faden „wartet“: Den roten Faden fallen lassen und mit blau weiterstricken (die Fäden beim Helix-Stricken nie verkreuzen!). 1 Nadel in blau stricken und man ist beim weißen Fadenende. Weiter mit weiß: bis zum Rundenende und dann noch die erste Nadel der Runde. Hier wartet der rote Faden, also 1 Nadel rot bis blau wartet. Mit blau dann zwei Nadeln stricken, weiter mit 1 Nadel weiß, gefolgt  von 2 Nadeln in rot. 1 Nadel blau, 2 Nadeln weiß.
Keine Sorge, es liest sich viel komplizierter, als es ist: Immer, wenn das nächste frei hängende Fadenende erreicht ist, zu dieser Farbe wechseln. Nach kurzer Zeit sieht man schöne Ringel.

Man kann auch mit mehr Farben oder nur mit zweien in Spiralen stricken – dafür am Anfang die Maschen/Farben entsprechend aufteilen.

Eine einzelne Farbrunde ohne Absatz einfügen

Helix-Stricken macht es möglich, saubere Ringel zu stricken. Aber was ist, wenn nur eine einzige Runde mit einer einzigen Farbe gestrickt werden soll?

Auch das geht:
Anstatt die neue Runde mit der Kontrastfarbe zu beginnen, werden zunächst einige Maschen (in der Hauptfarbe) auf die rechte Nadel gehoben, ohne sie zu stricken. Fünf oder sechs Maschen sind in Ordnung. Nun wird die Kontrastfarbe angesetzt und eine Runde gestrickt. Wenn die Runde komplett ist, wird die erste kontrastfarbige Masche wie zum Rechtsstricken abgehoben. Dann werden auf der Rückseite der Arbeitsfaden und das Fadenende so miteinander verkreuzt, dass das Fadenende über dem Arbeitsfaden liegt und nach rechts weggeführt wird. Als nächstes wird mit der linken Nadelspitze die Masche unter der ersten (nun abgehobenen) angehoben und eine Masche rechts herausgestrickt, aber so, dass der Faden über anstatt unter der Nadel durchgeführt wird. Es liegt nun eine rechts geneigte Doppelmasche auf der Nadel.  
Jetzt die Maschen der Streifenrunde zurück auf die linke Nadel heben, bis man wieder am ursprünglichen Rundenbeginn ist. Die Hauptfarbe aufnehmen und die Runde ganz normal weiterstricken, die Doppelmasche dabei durchs hintere Maschenbein abstricken. Die Spannung kann durch (vorsichtiges) Ziehen an den Fadenenden reguliert werden – das Resultat ist ein glatter, praktisch nicht sichtbarer Übergang. Link

Wem das jetzt auf den ersten Blick alles viel zu kompliziert erscheint, der darf auch ein bisschen schummeln:

Farbwechsel durch falsche „Naht“-Maschen wegmogeln

Bei manchen Pullover-Designs gehören sie ohnehin dazu: Die linken Maschen an den Seiten, die optisch eine Art „Naht“ vorgaukeln und darüber hinaus dafür sorgen können, dass sich das glatt rechte Gestrick in der Runde nicht verzieht. Bei einem Streifenmuster haben sie den Charme, dass der Farbwechsel in der Vertiefung verschwindet, die sich durch die linke zwischen den rechten Maschen bildet. Und wenn das Design dies eigentlich nicht vorsieht, darf man seine künstlerische Freiheit nutzen und einfach eine linke Masche mittig unter der Achsel positionieren!
Auch bei Raglan-Passen kann man Absätze und Treppchen in den Streifen vermeiden, indem man Farbwechsel so positioniert, dass sie durch eine Raglannaht geschluckt werden, wenn diese von linken Maschen eingerahmt ist.

Natürlich erhebt diese kleine Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer sich im Internet nach Begriffen wie z.B. jogless knitting, helical knitting, Streifen stricken in Runden ohne Versatz usw. umschaut, findet zahlreiche hilfreiche Seiten und Erklärungen. 
Aber als ordentliches Grundgerüst sollte dieser Text hoffentlich taugen!

Und nun ran an die Streifen!

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