Knoten im Knäuel – Knoten im Gestrick? - Pascuali

Knoten im Knäuel – Knoten im Gestrick?

Wahrscheinlich ist es den meisten von uns schon einmal passiert – man strickt fröhlich vor sich hin und plötzlich ist ein Knoten im Garn.
Also keiner, der dadurch entstanden ist, dass sich der Faden verheddert hat, sondern ein Knoten, der zwei Garnenden verbindet. So etwas ist lästig und ärgerlich. Dass Knoten aber nicht gänzlich vermeidbar sind und wie man dieser fiesen Störenfriede am besten Herr wird, beschreiben wir hier.
Kaschmir – Luxus auf den Nadeln Du liest Knoten im Knäuel – Knoten im Gestrick? 10 Minuten Weiter Kleine Warenkunde - Seide

Von Claudia Ostrop

Wahrscheinlich ist es den meisten von uns schon einmal passiert – man strickt fröhlich vor sich hin und plötzlich ist ein Knoten im Garn. Also keiner, der dadurch entstanden ist, dass sich der Faden verheddert hat, sondern ein Knoten, der zwei Garnenden verbindet. So etwas ist lästig und ärgerlich. Dass Knoten aber nicht gänzlich vermeidbar sind und wie man dieser fiesen Störenfriede am besten Herr wird, beschreiben wir hier.

Und geben damit gleichzeitig auch all denen, die nicht besonders gern Fäden vernähen, ein paar gute Tipps an die Hand!

Knoten im neuen Strang oder Knäuel – ein Zeichen schlechter Qualität?

Ein Knoten, der beim Stricken oder Häkeln unvermittelt im Knäuel auftaucht, ist immer doof. Egal, ob man gerade ein preisgünstiges oder ein besonders teures Garn verarbeitet. Gerade bei letzterem kommt einem aber schnell der Gedanke, dass so etwas doch einfach nicht passieren darf. Wer viel Geld für ein Garn ausgibt, kann doch schließlich auch gute Qualität erwarten, oder?

Die schlechte Nachricht vornweg: Knoten lassen sich nicht vermeiden, egal ob bei Kunst- oder Naturfasern. Bei allen ist der Faden irgendwann schlichtweg zu Ende. 

Tierische Fasern werden meist auf Stränge von 200 – 500 g Gewicht versponnen und dann auf große Konen gewickelt. Schon hier können erste Knoten auftreten. Auch kann der Faden im Laufe des Verarbeitungsprozesses, beim Zwirnen oder Wickeln, einfach reißen.

Garne können an den Verbindungsstellen auch miteinander verspleißt werden, dabei werden die Enden maschinell per Druckluft miteinander verzwirbelt. Je dicker das Garn, desto dicker wird dabei auch dieser Übergang. Deshalb eignet sich diese Methode eher für dünne Garne. 

Ein weiterer Punkt, an dem Knoten nötig sein können ist dort, wo das Garn von den Konen auf Stränge oder Knäuel umgewickelt wird: Je nach Konengröße lässt sich die Fadenmenge nicht immer exakt auf die fertigen Käuel oder Stränge aufteilen. Wenn auf einer Kone am Schluss noch 230 Meter sind, für das Knäuel aber 240 Meter benötigt werden, sollte man dann die große Menge tatsächlich verwerfen? Bei feinster Baby-Alpaka-Wolle zum Beispiel? Das wäre nicht sehr nachhaltig, oder? Das ist also der Grund, warum man ab und zu Knoten selbst in teurer Wolle finden kann.

Einen allgemeinen Standard, wie viele Knoten ein Knäuel Wolle enthalten darf, gibt es nicht. 

Wir sind mit unseren Herstellern übereingekommen, dass wir 3 Knoten pro Kilogramm fertigen Garns akzeptieren. Damit ermöglichen wir euch ein möglichst frustfreies Stricken, sorgen aber auch nicht für unnötig viel Ausschuss in der Produktion. 

Und nun die gute Nachricht: Gegen die Knoten könnt ihr allerhand ausrichten. Lest einfach weiter!

Knoten im Garn – was nun?

Da ist er, der Knoten im Garn. Und jetzt? Eines ist ganz klar: Der Knoten muss in jedem Fall weg!

Das hat zwei Gründe: Zum einen würde der Knoten sich unter Garantie auf die Vorderseite des Gestricks vorarbeiten, egal, wieviel Mühe ihr euch beim Stricken gegeben habt, ihn auf die Rückseite zu bugsieren. Das Muster müsste schon sehr strukturiert sein, dass das nicht auffiele (und selbst, wenn es anderen nicht auffällt – man selber sieht so etwas doch ständig, oder?)

Der zweite Grund ist, dass die industriellen Verbindungsknoten nicht darauf ausgelegt sind, auf ewig zu halten. Das Risiko ist entsprechend nicht unerheblich, dass der Knoten sich irgendwann, beim Tragen oder beim Waschen, löst. Eine unsichtbare Reparatur ist dann sehr schwierig bis unmöglich, da man ja nur minimal wenig Faden hätte, den man entsprechend nicht vernähen könnte. 

Deshalb jetzt ein paar Tipps – wie gesagt auch sehr nützlich für all jene, die sich gern ums Fäden vernähen drücken! Zu allen Methoden gibt es jeweils einen Link zu einem Video-Tutorial, damit ihr euch ganz genau ansehen könnt, wie die jeweilige Technik funktioniert. 

Anfang und Ende – neues und altes Knäuel zusammenbringen

Wenn ihr plötzlich einen Knoten im Faden entdeckt, gibt es nur eins: Knoten lösen oder rausschneiden. Wenn ihr ihn erst kurz vor der Nadel entdeckt habt, tut euch den Gefallen und strickt ein Stück zurück, damit ihr ausreichend viel Fadenende in der Hand habt. Es muss ja nicht fummeliger sein, als nötig. 

Wenn der Knoten weg ist, könntet ihr natürlich einfach weiterstricken, irgendwann aufhören mit dem alten Faden, ihn hängenlassen und mit dem neuen Ende weiterstricken. Aber das lasst lieber, es geht doch auch schöner…

Einige Maschen mit beiden Fäden doppelt stricken

Eine simple, praktische Methode ist es, einige Maschen mit dem alten und dem neuen Faden zusammen zu stricken, also drei, vier Maschen mit doppeltem Faden zu arbeiten. Das geht ganz gut, wenn der Faden nicht zu dick und einfarbig ist und die Stelle vielleicht auch nicht direkt im Brustbereich eines Pullovers liegt (aber das gilt eigentlich für alle Methoden: legt den Übergang wenn möglich an eine unauffällige Stelle, z.B. auf die Seiten).

Der gleiche Ansatz, etwas anspruchsvoller ausgeführt und am Ende optisch weniger auffällig: Das Ende des alten und den Anfang des neuen Fadens ein Stückchen aufdröseln, also den Faden teilen, wenn das geht. Die halbierten Enden ausreichend überlappend übereinanderlegen und damit drei, vier Maschen stricken. Es bleiben je ein halber alter und neuer Faden hängen. Die Fadenenden müssen bei dieser Methode später vernäht werden.

Fadenende und -anfang miteinander verfilzen: „Spit Felting“

Ja, diese Methode ist nicht jedermanns Sache, aber sie ist bei Garnen, die sich filzen lassen, sehr effektiv: Das „Spit Felting“, also mit das Verfilzen der Fadenenden mit Spucke. Wer jetzt angewidert zur nächsten Methode übergehen möchte, der möge bitte weiterlesen, denn man kann auch Wasser für diese Technik verwenden. Die im Speichel enthaltenen Enzyme sollen aber dafür sorgen, dass das Verfilzen noch besser funktioniert als mit klarem Wasser. Und Spucke hat man immer dabei…

Spit Felting funktioniert wie gesagt nur mit Garnen, die filzbar sind – also primär mit Wolle oder Garnen mit einem hohen Wollanteil. Im Zweifelsfall vorher an einem Fadenrest ausprobieren, denn z.B. Kamelwolle lässt sich so nur sehr schwer verbinden.

Ihr nehmt also die Fadenenden und macht sie nass. Sechs bis sieben Zentimeter sind eine sichere Länge. Idealerweise habt ihr den Faden zuvor auf dieser Länge halbiert, damit die Verbindungsstelle nicht zu dick wird. Dabei ist es besser, den Faden zu reißen als abzuschneiden: Die gerissene Stelle fügt sich besser ein als eine gleichmäßig dicke, geschnittene Kante.

Legt nun die nassen Fadenenden aufeinander. Wer eine Jeans trägt, kann die Ende nun auf den Oberschenkel legen und reibt und rollt den querliegenden Faden nun ein paarmal kräftig hin und her. Alternativ macht man das auf einem dicken Tuch auf dem Tisch (oder auf der Sofalehne), das ist aber im Vergleich zum Bein recht rutschig. Nach kurzer Zeit sollten die beiden Fadenenden miteinander verfilzt sein. Ruhig eine zarte Reißprobe machen und gegebenenfalls wiederholen. Man muss nicht warten, bis der Faden komplett trocken ist, sondern kann direkt weiterstricken. Das Ergebnis ist eine praktisch unsichtbare, stabile Verbindung – und keine zu vernähenden Fadenenden. 

Russian Join – Russischer Fadenansatz

Der Russian Join ist eine gute Möglichkeit, um die Enden nicht filzender Garne zu verbinden. Hierbei werden die Fadenenden zunächst miteinander verkreuzt. Neuer und alter Faden werden über Kreuz übereinandergelegt und das jeweilige Ende mit etwa zehn Zentimeter Überlappung wieder zurückgeführt, sodass sich beide Fäden einmal umschlingen. Mit einer Nähnadel, die nicht zu dick sein darf, wird nun das eine Ende eingefädelt und der Faden dann mit sich selbst vernäht. Während es bei einem Dochtgarn reicht, die Nadeln in das Innere des Fadens zu führen und in einem Rutsch bis zum Ende durchzuziehen, sollte bei lose verzwirnten, lockeren Fäden, die Nadel immer wieder neu eingestochen werden, damit die spätere Verbindung stabil genug ist.

Wenn das Fadenende ganz durchgezogen ist, schiebt man das Fadenstück, in das hineingenäht wurde, so weit zur Verbindungsstelle zurück wie möglich. Danach halbiert man das Fadenende und schneidet eine Hälfte ab – so wird die Verbindung nicht zu dick. Nun alles glatt ziehen und den anderen Faden ebenso mit sich selbst vernähen. Die Verbindung ist stabil, und hinterher erspart man sich das Fäden vernähen.

Braided Join – Geflochtene Verbindung

Hierzu wird das eine Fadenende aufgeteilt in zwei Hälften: es funktioniert also nur bedingt mit Dochtgarn. Für alle verzwirnten Garne, egal welchen Materials, ist diese Methode aber gut geeignet. Also, ein Fadenende wird auf sechs, sieben Zentimenter Länge geteilt. Das andere Fadenende bleibt ganz. Nun legt man den unversehrten Faden mit dem Ende auf den geteilten Faden. Das Ende sollte etwas über der Stelle liegen, an der das andere Garn aufgespalten wurde. Beide Fäden dann z.B. mit einer Büroklammer oder Haarnadel zusammenhalten. Und dann mit den drei Fäden – dem ganzen und den zwei halben – über vier bis fünf Zentimeter Länge einen strammen Zopf flechten. Durch das enge Verflechten sind die Fäden stabil miteinander verbunden und es entsteht auch keine besondere Verdickung. Die Übergangsstelle ist ziemlich unauffällig und auch hier entfällt späteres Fädenvernähen. 

Magic Knot – Magischer Knoten

Der Magic Knot ist ein besonders stabiler und dabei sehr dünner Knoten. Im Video zeigen wir euch genau, wie er geknotet wird. Er eignet sich im Prinzip für alle Garnarten, nur bei extrem glatten Garnen möchten wir nicht unsere Hand dafür ins Feuer legen, dass er wirklich dauerhaft hält. 

Weave in as you go – Fäden “vernähen” im Vorbeigehen

Wenn man die Fäden nicht miteinander verbinden möchte, sondern einfach zügig weiterstricken – und dennoch später nicht Vernähen will – ist diese Methode prima geeignet. Klappt übrigens auch gut bei Farbwechseln:

Im Prinzip macht man genau das, was wir ganz oben ausgeschlossen haben. Nämlich einfach mit dem neuen Faden weiterstricken. Anstatt aber beide Fadenenden einfach hängen zu lassen, wird zunächst das Ende des alten Fadens mitgenommen: Man schlingt ihn einfach über den Arbeitsfaden, bevor die nächste Masche gestrickt wird. Das macht man über acht bis zehn Maschen. In der Folgerunde/nächsten Hinreihe wiederholt man das mit dem Ende des neu angesetzten Fadens. Wenn man darauf achtet, die jeweils letzte bzw. erste Masche beim Fadenwechsel angemessen stramm zu ziehen, entsteht ein auf der Vorderseite absolut unauffälliger Übergang.   

Ihr seht, Knoten im Garn sind kein Drama, wenn man sich zu helfen weiß. Und auch das von vielen nicht besonders geschätzte Fädenvernähen am Ende einer Arbeit kann auf ein Minimum reduziert werden. 

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