Von Claudia Ostrop
Color Pairing – Finde die perfekte Farbkombination für dein Projekt
Du hast Lust auf ein neues Projekt – aber welche Farben passen zusammen? Das ist oft schwerer zu entscheiden, als man denkt…

Farben können ganz schön überwältigend sein, oftmals ist es ja schon schwer, sich für eine Farbe für ein Projekt zu entscheiden, aber richtig „schlimm“ kann es werden, wenn man etwas Mehrfarbiges stricken oder häkeln möchte.
Mit mehreren Farben zu arbeiten kann zu einem schrill bunten Ergebnis führen, genauso aber auch eine dezente Ton-in-Ton-Anmutung oder ganz weiche Kontraste haben.
Da wären wir also beim Thema dieses Blog-Posts, es geht um das Color Pairing, also die Kombination von Farben.
Wir schauen uns an, wie man Farben kombinieren kann, warum manche Töne scheinbar wie von selbst miteinander harmonieren, und versichern dir, dass du dich ganz bewusst über vermeintliche „Regeln“ in puncto Farben hinwegsetzen darfst!
Die Wirkung von Farben
Ein Schal in schlichtem Grau kann super edel aussehen – vielleicht aber auch ein bisschen langweilig. Bekommt der etwas fad anmutende Schal aber zum Beispiel ein paar gelbe Elemente hinzu, wirkt er plötzlich völlig anders. Farben erzeugen Stimmungen, rufen Assoziationen hervor.
Rot gilt als die Signalfarbe schlechthin. Mit einem knallroten Pullover wirst du gewiss nicht übersehen.
Blau erinnert an Himmel und Wasser. Blaues strahlt meist Ruhe und Klarheit aus.
Grün steht für Natur. Die meisten Grüntöne wirken entspannend und beruhigend.
Gelb als Farbe der Sonne strahlt Fröhlichkeit aus.
Weiß wirkt kühl und klar und hat stets eine gewisse Leichtigkeit.
Schwarz hat immer etwas Schweres. Ernst, mitunter bedrückend, aber auch sehr edel.
Und dann gibt es natürlich alle Grund- bzw. Hauptfarben auch in Abstufungen und Nuancen oder natürlich als Mischungen der einzelnen Töne.
Pastellfarben wirken weich, romantisch, verspielt. Knallfarben signalisieren Extrovertiertheit, Mut und Energie. Dunkle Töne wirken elegant, zurückhaltend, können aber auch dramatisch rüberkommen. Und keine Frage, Neon-Töne sind sehr auffällig, gerade ziemlich modern und irgendwie ein bisschen rebellisch.
Wenn du strickst oder häkelst, erschaffst du also nicht einfach nur ein Kleidungsstück oder Accessoire, sondern immer auch eine Stimmung, die durch die gewählte(n) Farbe(n) erzeugt wird. Das merkst du schon beim Stricken oder Häkeln, und später wirst du dir wahrscheinlich unbewusst ein Stück aus dem Schrank holen, dass zu deiner Stimmung passt oder ihr zumindest nicht widerspricht.
Ein bisschen Farbtheorie

Keine Angst, es wird jetzt nicht zu theoretisch! Aber ein paar Basics sind gut zu wissen – die möchten wir deshalb hier auch erwähnten. Die Basis für die klassische Farbharmonie bildet der Farbkreis, den vermutlich alle schon einmal gesehen haben. „Erfunden“ hat ihn Isaac Newton (das ist der, der auch die Schwerkraft entdeckt hat) Ende des 17. Jahrhunderts. Es gibt übrigens verschiedene Farbkreis-Systeme, auch Johann Wolfgang von Goethe hat z.B. einen entwickelt. Sie unterscheiden sich aber alle nicht grundsätzlich.
Die im Farbkreis versammelten Farben stehen in einem festen Verhältnis/auf immer gleicher Position.
Komplementärfarben: Das sind Farben, die sich im Farbkreis direkt gegenüberliegen, zum Beispiel Blau und Orange oder Rot und Grün. Sie erzeugen einen starken Kontrast, „knallen“ also ordentlich. Das kannst du dir zu Nutze machen, wenn du möchtest, dass ein Muster besonders heraussticht.
Analoge Farben: Das sind direkte Nachbarn im Farbkreis, etwa Blau, Türkis und Grün oder Gelb, Orange und Rot. Sie wirken harmonisch und sanft miteinander. Das ist gut für Projekte, bei denen zwar durchaus Farbe ins Spiel kommen soll, die aber nicht schreiend bunt sein sollen.
Monochrom: Eine Farbe in verschiedenen Abstufungen, z. B. Hellblau, Mittelblau und Dunkelblau. Ist simpel, aber sehr schön – denke z.B. an Fades, bei denen ein Farbton nach und nach heller oder dunkler wird.
Triade: Hierbei handelt es sich um drei Farben, die im Farbkreis durch ein gleichschenkliges Dreieck miteinander verbunden sind: z. B. Grün, Orange und Violett. Diese Töne sind in Kombination zwar eindeutig bunt, aber trotzdem harmonieren sie.
Solche „Regeln“ sind aber wirklich nicht dazu da, dich in irgendeiner Form einzuschränken! Du kannst sie komplett ignorieren und Farben genau so kombinieren, wie es dir am besten gefällt. Vielmehr kann die Farbtheorie dir helfen, Kombinationen mit einer bestimmten Wirkung zu finden. Wenn dir etwas anderes gefällt – dann los!

(Bild: Visteria, Naledi, Striped Feather, Color Echo Scarf, Rippling Waves)
Mehrfarbige Projekte – wie finde ich meine Farben?
Theorie ist schön und gut – aber wie geht man die Auswahl der Farben am besten an, wenn man ein mehrfarbiges Stück stricken oder häkeln möchte?
Du hast wahrscheinlich eine ungefähre Vorstellung, in welche Richtung es gehen soll. Also ob du etwas ganz Buntes stricken möchtest oder etwas Mehrfarbiges, das aber ruhig und Ton in Ton gehalten ist. Oder soll es einfach nur ein paar besonders farbige Akzente geben?
Farbinspirationen finden
Hast du eine Lieblingsfarbe? Wenn du in deinen Kleiderschrank guckst, ist dort eine Farbe oder ein Ton vorherrschend? Warum also nicht damit beginnen und dann zu dieser Farbe für dich „passende“ Töne auswählen?

Und dann ist natürlich die Frage: wie soll es wirken? Fröhlich und bunt oder klassisch gedeckt? Wenn du nach einer vorgegebenen Anleitung strickst, können dir z. B. die Projektseiten anderer Stricker:innen auf Ravelry helfen, Farbideen zu sammeln.
Du kannst auch nach Inspirationen in deinem Alltag oder in der Natur Ausschau halten: Jetzt raschelt gerade draußen das Herbstlaub: Rostrot, Senfgelb, Tannengrün und ein bisschen Braun sind wunderbar harmonisch miteinander. Oder wie wäre es mit einem Sonnenuntergang: Pink, Orange, Violett und tiefes Blau. Oder hängst du in Gedanken noch im letzten Urlaub? Lass dich vom Strand inspirieren: Sandfarben, Türkis, Weiß und Muschelrosa.
Du kannst natürlich auch das Internet als Inspirationsquelle für Farben und Farbkombinationen hernehmen. Es gibt z. B. Online-Farbpaletten-Generatoren oder Apps, die aus einem Foto eine Farbpalette ableiten. Allerdings ist die Wirkung einer Farbe am Bildschirm in der Regel anders als bei einem echten Garn. Deshalb die online kreierte Farbidee immer „live“ auf ihre Wirkung vergleichen.
Garne kombinieren – „live“

Hast Du ein Wollgeschäft bei dir? Das ist natürlich perfekt, um die Kombination von Farben auszuprobieren. Und mit Sicherheit findest du dort zudem auch noch Beratung und Hilfe.
Vielleicht hast du aber auch einen kleinen, feinen Wollvorrat bei dir Zuhause? Dein „Stash“ kann je nach geplantem Projekt eine wunderbare Fundgrube sein.
Ob Zuhause oder im Wollladen, am besten legt man (bei gutem Licht, am besten bei Tageslicht!) alle in Frage kommenden Knäuel nebeneinander und vergleicht die Paarungen. Schön ist es auch, wenn man kleine Maschenproben hat, die man zusammenlegen kann. Oder man wickelt von in Frage kommenden Farben jeweils ein paar Zentimeter Garn um einen Streifen Pappe oder ein Lineal. Das wirkt meist konkreter als die Knäuel auf einem Haufen.
Garne online aussuchen
Wenn du online shoppst, macht es Sinn, wenn du für ein Projekt bei einer Marke bzw. bei einem bestimmten Garn bleibst. In aller Regel sind die Farben innerhalb der Palette des Herstellers/der Färber:in aufeinander abgestimmt.
Nimm zum Beispiel Balayage von Pascuali. Die Farben sind so entworfen, dass man hervorragend abgestimmte Ton-in-Ton-Kombinationen zusammenstellen kann, aber auch kontrastreiche Paarungen, die dennoch sehr harmonisch sind.
Und auch die verschiedenen Pascuali-Garne sind von ihrer Farbgebung her so gestaltet, dass sie hervorragend untereinander kombiniert werden können: Beispielsweise mit Mohair Bliss oder Manada als Beilauffaden.
Kleiner Exkurs – Farbschattierungen, -temperaturen und Kontraste
Weiter oben hatten wir ja die Wirkung der Hauptfarben Rot, Gelb, Blau und Grün sowie Schwarz und Weiß angesprochen. Diese Farben kommen natürlich nicht ausschließlich in ihrer Reinform daher. Mit hohem Weißanteil werden sie pastellig, je mehr Schwarzanteil sie haben, umso gedeckter werden sie.

Mit zunehmendem Gelbanteil wirken Farbtöne „wärmer“, je mehr Blau in ihnen vorhanden ist, umso „kühler“ wirken sie. Das ist beim Kombinieren verschiedener Farben etwas, dass man beachten sollte. Für eine harmonische Kombination bewegt man sich dann bevorzugt im wärmeren bzw. im kälteren Bereich. Bringt man Garne verschiedener Farbtemperaturen zusammen, kann das spannend aussehen, es birgt aber auch das Risiko, zu unruhig und unharmonisch zu wirken.
Wenn man sich nicht sicher ist, ob verschiedene Farben genug (gewünschten) Kontrast aufweisen, gibt es einen einfachen kleinen Trick: Man macht einfach ein Foto der Knäuel oder Stränge und geht bei den Einstellungen von Smartphone oder Kamera auf den schwarz-weiß-Modus: Wenn die Farben der einzelnen Garne nun miteinander zu verschwimmen scheinen, sind ihre Kontraste nicht hoch genug.
Farbkombinationen – Neues und Bewährtes

Viele trauen sich nicht, zu kräftigen oder ungewöhnlichen Farbkombinationen zu greifen. Pink und Orange zusammen? Grün und Blau? Orange und Blau? Na klar! Du entscheidest, was dir am besten gefällt! Leuchtende Farbkombis in fröhlichen Tönen sind gerade sehr in.
Und es gibt Dauerbrenner wie Blau, Weiß und Rot für einen maritimen Touch. Grau und Senfgelb sind eine perfekte Kombination für einen skandinavisch angehauchten Look. Naturtöne wie Beige und Braun kombiniert mit olivigem Grün wirken erdig und ruhig – und zeitlos.
Ein Tipp noch, wie du Farben zum Leuchten bringen oder sie „runterholen“ kannst: Probiere einmal aus, wie zwei oder drei verschiedene Farben wirken, wenn du sie einmal mit weiß kombinierst und dann mit schwarz. Mit Weiß als Partner wirken Farben intensiver und leuchtender. Die gleichen Farben werden schlagartig zurückhaltender, wenn sie Schwarz hinzugesellt bekommen!
Unterschiedliche Farbwirkung beim Stricken und Häkeln
Ein und dieselbe Farbkombination kann gestrickt übrigens ganz anders wirken als gehäkelt. Warum?
Stricken erzeugt meist glatte, fließende Flächen. Farben verbinden sich glatt miteinander, Übergänge wirken weich. Häkelmuster hingegen hat oft viel härtere Strukturen: Die Maschen sind erhabener, das gehäkelte Stück hat Kanten und Reliefs. Dies lässt Farben viel stärker hervortreten. So kann ein Granny-Square in Rot-Blau richtig knallig wirken, während ein gestricktes Streifenmuster in denselben Farben viel ruhiger und gedeckter aussieht.
Fazit
Auch wenn es in der Überschrift heißt „Finde die perfekte Farbkombination...“, ist es schwer – oder besser gesagt praktisch unmöglich – jemandem das Patentrezept zum Farben-Finden an die Hand zu geben. Und irgendwie ist es doch auch schön, dass es da keine Regeln oder Gesetze gibt, oder?

Denn am Ende zählt nicht, ob eine Kombination objektiv passt, sondern ob du Freude daran hast, deine Maschen in genau diesen Farben wachsen zu sehen.
Sieh Color Pairing nicht als Wissenschaft, sondern als eine Einladung zum Experimentieren an. Wir hoffen, dass dir ein bisschen Theorie hilft – aber die wichtigste Regel ist dein Gefühl. Leg die Knäuel nebeneinander, probier aus, misch wild – und hab vor allem Spaß dabei.
👉 Und jetzt die Frage an dich: Welche Farbkombination hat dich zuletzt so richtig überrascht – im positiven oder vielleicht auch im „Oha, das mach ich nie wieder“-Sinn?
Welche Farben und Farbkombinationen aus dem Pascuali-Sortiment gefallen dir besonders gut?


1 Kommentar
Susanne
Mir gefällt z.B. die Kombi Hellblau-Grau mit Orange 😊
Mein Tip zum Farbpairing online:
Ich „schmeiss“ mal alle in Frage kommenden Farben in den Warenkorb und lösche dann die unpassenden raus .
Mir gefällt z.B. die Kombi Hellblau-Grau mit Orange 😊
Mein Tip zum Farbpairing online:
Ich „schmeiss“ mal alle in Frage kommenden Farben in den Warenkorb und lösche dann die unpassenden raus .