Alpaka – Schau mir in die Augen, Kleines! 

Alpaka – Schau mir in die Augen, Kleines! 

"Wer einem Alpaka zu lange in die Augen schaut, ist für immer von ihm gefesselt" besagt ein Sprichwort aus den peruanischen Anden. Und wer einmal die herrlich weiche Wolle dieser Tiere mit den großen Kulleraugen gefühlt hat, wird sicherlich auch nur schwer davon loskommen. Nachdem wir Euch vor einiger Zeit schon mit interessanten Facts über Kamelwolle versorgt haben, geht es dieses Mal mit dem Alpaka weiter.

Von Claudia Ostrop

"Wer einem Alpaka zu lange in die Augen schaut, ist für immer von ihm gefesselt" besagt ein Sprichwort aus den peruanischen Anden. Und wer einmal die herrlich weiche Wolle dieser Tiere mit den großen Kulleraugen gefühlt hat, wird sicherlich auch nur schwer davon loskommen. Nachdem wir Euch vor einiger Zeit schon mit interessanten Facts über Kamelwolle versorgt haben, geht es dieses Mal mit dem Alpaka weiter. Was sind das für Tiere? Wo kommen sie her? Und was ist das Besondere an ihrer Wolle? 

Das Alpaka und seine Urahnen 

Wusstet ihr, dass das Alpaka eigentlich ein Kamel ist? Zumindest, was die familiäre Zugehörigkeit angeht. Und natürlich ohne Höcker. Das Vicugna pacos gehört zu den so genannten Neuweltkamelen. Die beiden Wildformen Guanaco und Vikunja gibt es schon seit „Ewigkeiten“. Vermutlich vor 7.000 Jahren begann man in den südamerikanischen Anden, diese Tiere zu domestizieren. Aus dem Guanaco enstanden die Lamas, das Vikunja ist Urahne der heutigen Alpakas. Während die Lamas als Lasttiere und Fleischlieferanten gehalten wurden, war es ihr weiches Haarkleid, dass die Alpakas zu geschätzten Nutztieren werden ließ. Dabei entwickelten sich zwei verschiedene Rassen: Huacaya und Suri. Beide werden 60-80 kg schwer. Ihre Lebenserwartung liegt bei 20-25 Jahren.  

Das Huacaya mit seiner fein gekräuselten Unterwolle und wenigen, sehr feinen Grannenhaaren, macht heute über 90 Prozent der Gesamtpopulation des Alpakas aus. Das Suri hat hingegen keine Kräuselung: Die Tiere haben glattes Haar, das seidig glänzend und gelockt in langen Strähnen herabhängt.  

Weltweit gibt es schätzungsweise rund 3,5 Millionen Alpakas. Doch gerade in Peru ist ihre Zahl rückläufig. Gründe hierfür sind die harten Lebensbedingungen und staatliche Alphabetisierungsprogramme, die die ärmliche Landbevölkerung in die Städte umsiedeln.  (Quelle: Alpaka-Zuchtverband Deutschland) 

Die Ureinwohner Südamerikas und später die Inkas brachten das Haar der Alpakas durch Zucht zu einer so feinen Qualität, die heute nicht mehr zu finden ist. In der Hochzeit der Inkas war das Fell der Alpakas so fein wie das der Vikunjas: Deutlich unter 15 Mikron (1 Mikron ist ein 1000stel Millimeter!), das ist heute eine Seltenheit. Als einer von nur wenigen Händlern in Europa bieten wir bei Pascuali übrigens die unglaublich edle und feine Vicuña-Wolle an!  

Als im 16. Jahrhundert die Spanier Südamerika eroberten, ging das Inkareich unter – und mit ihm die Alpakazucht, die diese unglaublich feinhaarigen Tiere hervorgebracht hatte.  

Da sich fortan wohl auch Lamas und Alpakas miteinander verpaarten, ging die besondere Feinheit des Alpaka-Haars verloren.  

Auf der Suche nach dem feinsten Alpaka-Haar 

Einen Teil der Fasern für unsere Alpaka-Qualitäten beziehen wir von der Pacomarca-Farm in den peruanischen Hoch-Anden. Auf 4.600 Metern über dem Meeresspiegel hat sich diese Farm zum Ziel gemacht, durch gezielte (Rück-)Zucht und genetische Programme die Qualität der Alpaka-Fasern aus der Zeit der Inka wieder zu erreichen. Aber nicht nur die Qualität der Wolle wird hier ganz großgeschrieben. Neben der bestmöglichen Haltung und Versorgung der Tiere liegt den Betreibern von Pacomarca das Wohl der Hirten und ihrer Familien am Herzen. So bekommen die Hirten der Tiere z.B. moderne Schergeräte zur Verfügung gestellt, die die Schur für die Alpakas schnell und stressfrei vonstatten gehen lässt – im Gegensatz zum noch weit verbreiteten Einsatz von mechanischen Scheren.  

Bei Pascuali geht uns nicht nur um die besten Faserqualitäten, es geht uns immer auch darum, dass das "Drumherum" stimmt: Tierwohl und Umweltschutz stehen für uns auf einer Ebene mit der Situation der Farmer und Hirten, die dafür sorgen, dass wir euch besondere Garne anbieten können. Deshalb reisen wir auch regelmäßig zu unseren Lieferanten und machen uns vor Ort ein Bild von den Lebens- und Arbeitsbedingungen – das gilt für Mensch wie Tier!  

"Ein warmes Geschenk Gottes" 

In seinem Buch "History of the New World" brachte es der Spanier Bernabe Cobo schon im Jahr 1653 auf den Punkt:

„Alpaca, un càlido don de Dios a los Hombres“
(Alpaka, ein warmes Geschenk Gottes an die Menschen).  

Die Alpakafaser verfügt über hervorragende Thermoeigenschaften. Als Hohlfaser speichert sie die Körperwärme und isoliert besser als jede andere Wolle gegen Kälte von außen. Gleichzeitig kann sie bei warmen Außentemperaturen die Wärme aber auch ableiten und so einen perfekten Wärmeausgleich schaffen. Kleidungsstücke aus Alpakawolle sind damit absolut ganzjahrestauglich.  

Die Alpakafaser kann etwa 25 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen, und diese reguliert wieder abgeben. Und die Faser ist sehr robust! Rund dreimal reißfester als normale Schafwolle ist sie, und sie filzt deutlich weniger als Kaschmir oder manch andere Faser tierischer Herkunft – das macht Kleidungsstücke aus Alpakawolle sehr langlebig.  

Die in der Faser enthaltenen Eiweißmoleküle sind in der Lage, Schweißgeruch zu neutralisieren. Und weil Alpaka so gut wie kein Lanolin, also Wollfett, enthält, können auch Woll-Allergiker oder Neurodermitiker hier bedenkenlos zum Kuschelpullover greifen. Das fehlende Lanolin hat sogar noch einen weiteren Vorteil: Es macht die Alpakafaser praktisch antibakteriell, da Bakterien sich nicht auf der Oberfläche der Wolle vermehren können und absterben.  

Und: das geschorene Vlies der Alpakas lässt sich deutlich einfacher reinigen und zum Verspinnen vorbereiten als das Vlies vom Schaf. Das spart Wasser und den Einsatz von Waschmitteln. 

Noch nicht überzeugt? Na dann also weiter, die Vorteile sind noch nicht aufgebraucht… Alpakawolle ist nämlich auch antistatisch und bietet Schutz vor antistatischer Aufladung. Gerade im Winter, bei trockener Raumluft und vielleicht noch mit dicken Gummisohlen auf Teppichböden kennen es die meisten sicher – es "knistert" oder man bekommt sogar ab und zu eine gewischt.  

Und noch ein weiteres Plus der Alpakafaser wollen wir euch nicht verschweigen – auch wenn das vielleicht nicht unbedingt Einfluss auf die Wahl eurer Strickwolle haben wird: Alpakawolle ist aufgrund ihrer biochemischen Zusammensetzung nur sehr schwer entflammbar, erst ab 560 Grad Celsius, und brennt auch dann nur in direkt Kontakt mit einer Flamme. 

Alpaka – fein, feiner, am Feinsten 

Vermutlich der Hauptgrund, sich für Alpakawolle zu entscheiden, ist ihre Weichheit. Der Faserdurchmesser ist bei Alpaka sehr gering und die Faser entsprechend leicht. Alpakahaar kann also zu sehr leichten, dünnen und dennoch schön warmen Textilien verarbeitet werden. Ähnlich wie bei Kaschmir liegen die Schuppen sehr eng an der Faser an. Deshalb fühlt sich Alpakawolle so glatt auf der Haut an.  

Bekleidung aus Alpakafaser hat eine jahrtausende lange Geschichte. Die Mannschaftsuniformen der Inkas waren aus nur mittelmäßig weichen Huacayafasern, denn die feinsten Garne von Huacaya und Suri ware ausschließlich der herrschenden Kaste vorbehalten. Heute ist die Alpakafaser natürlich in allen Qualitäten frei zugänglich und zählt wie Kaschmir, Mohair, Angora, Vicuña und Quiviuk zu den Edelhaaren. Apropos Haare: Von der Struktur her ähnelt die Alpakafaser dem menschlichen Haar, allerdings ist es im Durchschnitt 10 mal feiner! Durch die enganliegenden Schuppen glänzt die Alpakafaser besonders schön. 

Die Fasern der Alpaka-Garne, die wir bei Pascuali anbieten, stammen aus Peru und werden dort in einer Spinnerei nachhaltig und hochwertig verarbeitet. In unserem Sortiment bieten wir die Faserqualitäten Alpaka Royal, Baby Alpaka und Superfine an. Royal bezeichnet eine Faserfeinheit von weniger als 19 Mikron, was einer der feinsten Alpakaqualitäten entspricht. Mit Baby Alpaka werden Alpakahaare mit einem Haardurchmesser von über 19 bis unter 22 Mikron bezeichnet. Sie stammen nicht zwangsläufig von Alpaka-Babys! 

Weitere Abstufungen sind Superfine (22-24,9 Mikron), Fine (25-27,9 Mikron) und Alpaka mit einer Feinheit von 28-30 Mikron. Fine und Alpaka sind allerdings nur noch bedingt für Bekleidung einsetzbar.  

Man mag sich erstmal wundern, warum ein Alpaka-Garn mit einer Fadenfeinheit von z.B. 26 Mikron sich viel weicher anfühlt als Schafwolle mit 26 Mikron. Der Grund ist simpel: Die einzelnen Haare sind von Schuppen umgeben. Beim Alpaka liegen diese sehr eng an der Faser an und die Übergänge, an denen die Schuppen überlappen, sind nicht höher als 0,4 Mikron. Beim Schaf sind es 0,8 Mikron – und diesen Unterschied kann man auf der Haut spüren, auch wenn die Fasern eigentlich gleich dick sind. Die Schafwolle ist einfach rauer und wir empfinden das als unangenehmes Kribbeln oder gar Kratzen. Selbst eine starke Alpakafaser fühlt sich deshalb weicher und seidiger an als feine Merinowolle. 

Alpakas gibt es in 22 industriell definierten Farben und über 60 Schattierungen von weiß über grau und braun bis schwarz. Und natürlich gibt es auch gefärbte Alpakafasern – da sollte kein (Farb-)Wunsch offenbleiben. Schaut doch einfach in unseren Online-Shop, dort findet ihr von Lace bis Bulky mehrere reine Alpaka-Qualitäten und auch Mischqualitäten.  

Wir werden Euch die einzelnen Alpaka-Garne von Pascuali hier auch noch im Einzelnen in Wort und Bild vorstellen – also guckt mal wieder rein … und dann ran an die Nadeln!  

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