Jetzt wird’s bunt

Jetzt wird’s bunt

Die einfachste Form, Farbe ins Spiel zu bekommen, sind Streifen. Aber da geht doch noch mehr! Wir stellen euch heute drei Techniken vor, mithilfe derer ihr die schönsten verschiedenfarbigen Muster stricken könnt.

Von Claudia Ostrop

Keine Frage, einfarbige Strickstücke können wunderschön sein. Aber manchmal darf’s doch auch ein bisschen bunter sein, oder?

Die einfachste Form, Farbe ins Spiel zu bekommen, sind Streifen. Aber da geht doch noch mehr! Wir stellen euch heute drei Techniken vor, mithilfe derer ihr die schönsten verschiedenfarbigen Muster stricken könnt.

Mehrfarbiges Stricken – Fair Isle und andere Klassiker

Geht es um mehrfarbiges Stricken, denkt man meist an jene Einstrickmuster, bei denen pro Runde abwechselnd mit mehreren Farben gestrickt wird.

Häufig wird dabei von Fair Isle gesprochen, wobei dies aber genau genommen die Bezeichnung für eine ganz bestimmte Art von Muster ist. Fair-Isle-Muster haben ihren Ursprung auf der gleichnamigen Insel vor der Nordküste Schottlands und sind im Prinzip schmale Musterbänder, die miteinander kombiniert werden. Pro einzelner Runde wird mit maximal zwei Farben gestrickt. Fair Isle wird in den letzten Jahren allerdings häufig als Synonym für mehrfarbiges Musterstricken verwendet.

Je nach Art des Musters gibt es zahlreiche Bezeichnungen für diese Art der mehrfädigen und -farbigen Strickerei. Ob nun Norweger-, Jacquard-, ….-Muster oder einfach neudeutsch „Colourwork“: rein technisch funktioniert sie immer gleich. Das Muster liegt als grafisches Zählmuster vor. Gemäß dieser Strickschrift oder „Chart“ werden die Maschen entsprechend der vorgegebenen Farben gestrickt. Eine Farbe, die gerade nicht gebraucht wird, wird auf der Rückseite entlang geführt.

Während das Prinzip einfach ist, erfordert die Umsetzung doch etwas Übung. Das fängt mit dem Halten der Fäden an.

Verteilt man die Fäden auf verschiedene Finger der linken Hand? Benutzt man einen Strickring. Hat man eine Farbe in der linken, die andere Farbe in der rechten Hand? Lässt man den nicht benutzen Faden einfach hängen?

Wer hier auf den Tipp hofft – leider vergeblich! Doch, einen Tipp gibt es: Ausprobieren! Nur so kann jede(r) die für sich passendste Technik der Fadenführung herausfinden.

Verbunden mit der Fadenführung ist die Fadenspannung. Wird der nicht verwendete Faden zu straff angezogen, wellt sich das ganze Gestrick. Wird er hingegen zu locker auf der Rückseite mitgeführt, hat man zum einen auf der Vorderseite unschön große Maschen und zum anderen auf der Innenseite labberige Schlaufen.

Je länger die Abschnitte sind, in denen eine Farbe brach liegt, desto schwieriger ist es, eine gleichmäßige Fadenspannung zu halten. Deshalb sollte man spätestens alle 5 Maschen in einer Farbe die Spannfäden auf der Rück- oder Innenseite mit dem Arbeitsfaden verkreuzen.

Übung ist hier wirklich ausschlaggebend. Es braucht einfach eine Weile, bis man sich an das Hantieren mit mehreren Fäden gewöhnt hat und herausgefunden hat, wie man die Spannung so kontrolliert, dass das mehrfarbige Gestrick glatt fällt und nicht enger wird als einfarbige Bereiche. Es kann helfen, gemusterte Flächen (z.B. die Passe eines Pullovers) mit einer dickeren Nadel zu stricken als den Rest.

Neben der Fadenspannung ist die Farbdominanz wichtig: In einem Muster hat man ja immer Grund- und Kontrastfarbe(n). Die Musterfarbe soll im Idealfall ein bisschen herausstechen, und das nicht nur rein farblich, sondern auch plastisch: Wenn die Maschen der Kontrastfarbe ganz leicht größer und etwas erhabener sind, kommt das Muster besonders gut zur Geltung. Wie das geht?

Eigentlich ganz einfach. Wenn mit zwei Farben gestrickt wird, läuft ja eine der beiden Farben auf der Rückseite des Strickstücks mit, bis sie wieder dran ist. Bei diesem Rollenwechsel legt sich der eine Faden über oder unter den anderen. Wird die Farbe oben geführt, geht sie direkt zur nächsten Masche in ihrer Farbe über. Der Faden, der unten geführt wird, macht auf dem Weg zur nächsten Masche aber einen kleinen Umweg: Er geht ein wenig herunter, bevor er quer und dann wieder hoch zur nächsten Masche läuft. Ein Teil des dabei zusätzlich aufgewendeten Garns wird dabei in die Masche übergehen, wodurch die Maschen des unteren Fadens automatisch etwas größer werden. Daher die Dominanz dieser Farbe - das Muster hebt sich mehr vom Hintergrund ab.

Weil „Colourwork“ mit linken Maschen und den mitgeführten Fäden vor der Arbeit einfach kein Spaßfaktor wäre, wird diese Art Muster immer in Runden gestrickt – also nur rechte Maschen, und die Spannfäden sind immer auf der Rück- bzw. Innenseite des Strickstücks. Und wenn das Projekt am Ende eine Strickjacke werden soll? Ganz simpel, es braucht nur ein wenig Wagemut… das Zauberwort heißt Steeken. Gestrickt wird zunächst in Runden (wie für einen Pullover), aber es wird von vornherein eine Naht eingefügt, an der der „Schlauch“ später aufgeschnitten wird. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr.

Wer das mehrfarbige Stricken mit mehreren Fäden einmal ausprobieren möchte, der könnte vielleicht mit unserer süßen Mütze Suki beginnen. Und wer ein wirklich eindrucksvolles Muster stricken möchte, dem sei unser Pullover Bonaire ans Herz gelegt. Übung macht den Meister!

Intarsia-Strickerei

In den 1980er Jahren haben sie einen modischen Höhepunkt gehabt, großflächige Einstrickmotive auf Pullovern. Ob lachende Katzen, leuchtendrote Feuerwehrautos oder Regenbögen – Hauptsache bunt und plakativ! Mit der Wiederaufleben der Stricklust hat auch die Intarsien-Strickerei wieder ihre Liebhaber:innen gefunden, und wenn auch die Motive heute andere sind – die Technik ist die gleiche geblieben.

Intarsia: Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Einstrickmustern wird hier kein Faden mitgeführt. Jede Farbfläche besteht nur aus der jeweiligen Farbe. Das lässt das Gestrick schön weich bleiben – Fair Isle & co. machen das Strickstück ja immer etwas stabiler. Wie funktioniert das Ganze nun also? Das Geheimnis sind viele kleine Knäuel, die sich am Ort des Geschehens tummeln. Sobald eine neue Farbfläche beginnt, wird ein neues Knäuel(chen) angesetzt. Am Farbwechsel werden die beiden Farben verkreuzt, damit keine Löcher entstehen. Damit es nicht nach wenigen Reihen zu einem wilden Fadenchaos kommt, sollte man die Farben nicht nur aufwickeln, sondern das Ende der gerade nicht benutzten Fäden gut sichern. Man kann den Faden z.B. um ein Stück Pappe wickeln und einen Schlitz als Fadenbremse hineinschneiden, damit das Garn sich nicht abwickelt, wenn die Farbe gerade Pause hat. Oder man wickelt auf eine Wäscheklammer und kann den Faden dort einklemmen.

Während die im vorherigen Teil beschriebenen Einstrickmuster nur in Runden funktionieren, klappt Intarsia-Strickerei nur in Hin- und Rückreihen. Schließlich bleibt der Faden ja am Ende der jeweiligen Farbfläche hängen. Man muss also hin und her stricken, um den Faden immer dort zu haben, wo man ihn braucht. Wenn man aber trotzdem nicht in Einzelteilen stricken mag, kann man sich für den Bereich der Intarsie recht einfach behelfen: Strickt man z.B. einen Pullover in Runden, kann man an einer Seite – am besten unter dem Arm – eine Wendestelle einfügen und praktisch wie bei verkürzten Reihen hin und her stricken. Ist das Muster fertig, geht es normal in Runden weiter.

Lust bekommen? Dann schaut doch mal den tollen Orchideja-Pullover an!

Mosaik-Stricken

Mosaik-Stricken ist eine weitere Möglichkeit, um mit zwei oder mehr Farben sehr schöne Effekte zu erzielen – und das ganz ohne Faden-Wirrwarr! Das Geheimnis dieser Technik sind Hebemaschen, die über eine oder mehrere Reihen oder Runden abgehoben werden.

Pro Runde oder Reihe wird immer nur in einer Farbe gestrickt. Wenn man nach einem Farbwechsel Maschen aus der Vorreihe/-runde anhebt, ohne sie zu stricken, hat man die vorherige Farbe inmitten der Maschen in der neuen Farbe. Und das ganz ohne Spannfäden auf der Rückseite.

Indem man damit spielt, ob man Maschen gleich mehrfach abhebt, ob man den Faden vor oder hinter der Arbeit führt oder einfach durch den Wechsel von rechten und linken Maschen – mit der Mosaik-Technik kann man auf einfache Weise eindrucksvolle Effekte erzielen. Die Hebemaschen erzeugen zudem eine schöne Struktur im Gestrick.

Die Anleitung für den Loop Siliana bietet übrigens einen schönen Einstieg in die Mosaik-Strickerei.

 

Wir hoffen, wir haben euch ein bisschen Lust auf das mehrfarbige Stricken machen können. Ganz egal, ob ihr die Herausforderung sucht oder lieber auf einfachem Weg mit wenig Aufwand tolle Effekte erzielen möchtest – es gibt Anleitungen für jeden Geschmack.

Und natürlich bietet unser Shop dir eine Fülle von Garnen, mit denen der mehrfarbigen Strickerei nichts im Wege steht!

 

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