Dein Lieblingsstrickteil - wie pflegst du es am besten? - Pascuali

Dein Lieblingsstrickteil - wie pflegst du es am besten?

Hand aufs Herz – wem ist das noch nicht passiert? Aus Versehen ist ein Kleidungsstück aus Wolle in die „normale“ Wäsche gerutscht und in Kindergröße (und stocksteif!) aus der Waschmaschine herausgekommen? Im folgenden Artikel wollen wir Euch zeigen, wie Ihr Eure Lieblingsstücke aus Wolle am besten pflegt, damit Ihr lange viel Freude daran habt. 
Wolle? Garn? Mal ganz von vorn… Du liest Dein Lieblingsstrickteil - wie pflegst du es am besten? 9 Minuten Weiter Schon König Richard Löwenherz wusste Kamelwolle zu schätzen

Von Claudia Ostrop

Hand aufs Herz – wem ist das noch nicht passiert? Aus Versehen ist ein Kleidungsstück aus Wolle in die „normale“ Wäsche gerutscht und in Kindergröße (und stocksteif!) aus der Waschmaschine herausgekommen? Wenn es sich dabei dann auch noch um ein selbstgestricktes Stück handelt, in das man viele Stunden Arbeit und eine gute Portion Herzblut gesteckt hat, ist der Frust über das Malheur mit Sicherheit riesengroß. Im folgenden Artikel wollen wir Euch zeigen, wie Ihr Eure Lieblingsstücke aus Wolle am besten pflegt, damit Ihr lange viel Freude daran habt. 

Wollpflege ist eigentlich ganz einfach!

Zumindest wenn man ein paar Punkte beachtet. Schauen wir uns zunächst einmal an, warum sich Wolle überhaupt anders beim Waschen verhält als pflanzliche Fasern wie z.B. Baumwolle.
Wolle hat als tierisches Haar hat eine schuppig-raue Oberfläche, ähnlich der eines Tannenzapfens. Ist die Faser trocken, liegen diese Schuppen eng an und bilden eine relativ glatte Oberfläche. Insbesondere durch Feuchtigkeit stellen die Schuppen sich aber auf. Bewegen sie sich beim Waschen im Wasser gegeneinander, können sie nur in eine Richtung aneinander vorbeigleiten. Treffen sie in Gegenrichtung aufeinander, verhaken sich die gespreizten Schuppen miteinander. Und dann gibt es kein Zurück mehr – die Fasern ziehen sich immer enger und fester zusammen. Aus den luftig-lockeren Wollfasern wird ein fester, kompakter Filz.
Verstärkt wird dieser Effekt durch Wärme: Je höher die Temperatur des Wassers ist, desto stärker quillt die Wollfaser auf, die Schuppen spreizen sich stärker ab und sie verhaken sich umso leichter miteinander.
Aber auch die Art der Wolle hat einen Einfluss auf die Filzneigung: Ein Pullover aus flauschig-leichter Wolle, bei der die Fasern locker nebeneinander liegen, wird unter den obigen Umständen viel leichter und stärker verfilzen als ein Pullover, der aus einem eng gezwirnten Faden gestrickt ist. Und dann gibt es noch eine speziell behandelte Wolle, die nicht Verfilzen soll:

Superwash macht‘s noch einfacher

Wolle kann im Laufe des Produktionsprozesses mit einer spezielle Ausrüstung – Superwash genannt – behandelt werden. Dieses Verfahren verändert die Wollfasern so, dass sie nicht mehr verfilzen können und daraus gefertigte Kleidungsstücke problemlos in der Waschmaschine gereinigt werden können. 
Um diese Filzfreiheit zu erreichen, wird der Wollfaser auf chemischem Weg ein Teil der Schuppen abgelöst. Durch diese Glättung wird das In-sich-verhaken der einzelnen Fasern erschwert. Die Wollfasern werden danach noch mit einer dünnen Harzschicht überzogen. Dieser Film ist waschbeständig und verbindet sich reaktiv mit dem Wollkreatin. Die so behandelte Wolle kann in der Maschine gewaschen und zum Teil sogar im Trockner getrocknet werden. Insbesondere für Sockenwolle ist Superwash eine praktische Erfindung, denn in aller Regel wäscht man Socken ja deutlich häufiger als z.B. Pullover oder Schals. 

Was mache ich also ganz praktisch mit meiner Wollwäsche?

Eine gute Nachricht zu Beginn: Wolle muss nicht wirklich oft gewaschen werden. Sie nimmt Schmutz nicht so leicht auf wie andere Fasern und besitzt einen natürlichen Selbstreinigungseffekt. Die natürliche Wollfaser hat eine Außenhülle, die wasserabweisend ist. Flüssiger Schmutz bleibt also vorwiegend auf der Oberfläche der Wolle kleben und kann nach dem Abtrocknen durch Bürsten oder Ausschütteln entfernt werden. Hinzu kommt, dass das Innere der Wollfaser aus zwei Fasertypen besteht, die unterschiedlich viel Feuchtigkeit aufnehmen können. Dadurch schwellen sie unterschiedlich stark an und es entsteht ein Reibungsprozess, bei dem Schmutz abgesondert wird – eine mechanische Selbstreinigung! Außerdem kann Wolle schlechte Gerüche neutralisieren. Gründliches Auslüften, z.B. über Nacht an der frischen Luft oder im Badezimmer bei hoher Luftfeuchtigkeit, reicht in aller Regel aus, damit ein Kleidungsstück aus Wolle wieder frisch riecht. 

Handwäsche oder Waschmaschine?

Natürlich, irgendwann muss oder will man ein Strickstück waschen. Ein guter Ansatz ist dann der Blick auf das Pflegeetikett – leider haben unsere selbstgestrickten oder selbstgehäkelten Lieblinge das in aller Regel nicht. Dafür findet man die entsprechenden Pflegehinweise aber meist auf der Banderole der Wolle. 

Hier die Pflegesymbole, die Ihr auf unseren Garnen findet:


1 - Handwäsche: Wäsche mit diesem Symbol darf nur von Hand und bei maximal 30° Celsius gewaschen werden.

2 & 3 - (Maschinen-)Wäsche: Die jeweilige Zahl gibt die Höchsttemperatur an, bei der ein Kleidungsstück gewaschen werden darf. 

4 - Liegend trocknen

5 - Bügeln auf niedrigster Temperatur

6 - Nicht bügeln

Wenn man keine Informationen darüber hat, wie die Wolle zu waschen ist, empfiehlt sich die Wäsche von Hand in lauwarmem Wasser. Aber Vorsicht: Handwäsche bedeutet nicht automatisch, dass es die schonendste Form der Reinigung ist! Schnell ist das Wasser doch etwas zu heiß, oder man bewegt die Wäsche zu viel und zu grob und in zu viel Waschmittel hin und her. Moderne Waschmaschinen können mit ihren ausgeklügelten Schonprogrammen dann unter Umständen zarter mit Euren Kleidungsstücken aus Wolle umgehen. Ist die Waschmaschine hingegen vielleicht schon etwas älter oder nicht ganz so High-Tech, kann die Handwäsche aber doch die bessere Wahl für Eure Strickstücke sein. Hier müsst Ihr abwägen und individuell selbst entscheiden. 

Waschmittel? Shampoo? Wollwaschmittel?

So, nun wollt Ihr also einen selbstgestrickten Pullover per Hand waschen. Ihr füllt lauwarmes Wasser ins Waschbecken oder eine große Schüssel und gebt ein handelsübliches Wollwaschmittel dazu. Bitte auf keinen Fall normales Waschmittel nehmen!
Warum nicht? Die meisten Waschmittel enthalten Proteasen. Das sind Enzyme, die für die Aufspaltung von Eiweißen zuständig sind und somit z.B. Blutflecken entfernen können. Da Wolle aber aus Protein (= Eiweiß) besteht, würde ein normales Waschmittel auch die Wollfaser angreifen. Zudem ist der pH-Wert bei speziellen Wollwaschmitteln niedriger, was die Fasern schützt, und es wird auf optische Aufheller verzichtet. 
Oft hört man, Wolle würde am besten mit (Baby-)Shampoo gewaschen – das schadet nicht, ist aber nicht notwendig. Wollwaschmittel sind genau auf die Belange von Kleidungsstücken und Accessoires aus Wolle ausgerichtet und sind dabei oftmals deutlich günstiger als Shampoo. Außerdem bilden Wollwaschmittel verhältnismäßig viel Schaum, der, wenn er sich zwischen die Wollfasern schiebt, auch noch einen zusätzlichen Schutz gegen Reibung und damit das Verfilzen bieten kann. 

Also. Wasser und Wollwaschmittel sind im Becken. Lasst Euren Pullover – am besten auf links gedreht – nun darin einweichen. 20 Minuten sind eine gute Zeit. Nicht zu viel bewegen (also den Pullover)! Anschließend spült ihr ihn vorsichtig mit klarem, lauwarmem Wasser aus. Hinweis: Es gibt einige Wollwaschmittel, die einen hohen Lanolin-Anteil haben und die deshalb nicht ausgespült werden. Aber das steht dann auf der Flasche oder ist schon aus dem Namen des Produkts ersichtlich. 
Drückt jetzt den Pullover vorsichtig aus. Bloß nicht wringen, nicht zu sehr quetschen! Am besten legt ihr ein großes Frotteehandtuch auf einen Wäscheständer, denn da kann auch die Luft drunter zirkulieren. Breitet den Pullover dann darauf aus und zieht ihn gegebenenfalls in Form. Ihr könnt ihn auch mit dem Handtuch zusammen aufrollen, um weitere Feuchtigkeit aus den Fasern zu bekommen. Dann lasst ihr ihn liegend trocknen. Wolle kann extrem viel Wasser speichern und ist nass viel zu schwer, um hängend getrocknet zu werden. Aus einem Pullover könnte dann durch das Gewicht des Wassers schnell eine Tunika werden…

Kleidungsstücke und Accessoires aus Wolle sollten niemals auf dem Heizkörper oder in der prallen Sonne getrocknet werden. Die Hitze schadet der Faser und die Sonne bleicht sie aus. Nach dem Trocknen eventuell noch einmal in Form ziehen oder sehr vorsichtig mit auf Wolle eingestelltem Bügeleisen dämpfen, wenn nötig.

Nach dem Waschen – Aufbewahrung und allgemeine Pflege

Der saubere und trockene Pullover – und das gilt natürlich für all Eure selbstgemachten Stücke – sollte liegend aufbewahrt werden. Wenn es z.B. dicke, warme Stücke sind, die Ihr im Frühjahr für den nächsten Herbst weglegt, könnt Ihr sie in luftdichten Tüten verpacken. Ansonsten locker stapeln und ab und an aus dem Schrank nehmen und aufschütteln. Das mögen Motten nicht besonders und Ihr erlebt nicht irgendwann eine böse Überraschung! Die Teile sollten natürlich auch sauber sein, denn Motten fühlen sich z.B. von Körperfetten und Flecken von Lebensmitteln sehr angezogen! Ihr könnt natürlich auch Mottenschutz in Euren Schrank geben wie Säckchen mit Lavendelblüten oder Zedernholz. Es gibt angenehm riechende Öle, die Ihr – z.B. auf einen Wattebausch getropft – zu Euren Wollschätzen geben könnt. Motten finden den Geruch aber fürchterlich und bleiben hoffentlich fern!

Habt Ihr einen Pullover einen Tag lang getragen, solltet Ihr ihn idealerweise danach einen Tag auslüften lassen. Dann kann die Faser sich regenerieren und Ihr habt lange Freude an Eurem Gestrickten.
Ein zugegebenermaßen lästiges Problem kann das so genannte Pilling sein. Das sind die kleinen Knötchen, die sich auf der Oberfläche der Kleidungsstücke bilden können. Pilling ist grundsätzlich völlig normal und bei Wolle praktisch nicht zu vermeiden. Entstehen tun die nervigen Knötchen durch das schon weiter oben beschriebene Filzen. Werden Fasern Reibung, vielleicht sogar noch in Verbindung mit Wärme und Feuchtigkeit ausgesetzt, verfilzen sie. Deshalb tritt Pilling besonders oft in Achselhöhlen und an den Unterseiten der Ärmel auf. Dass manche Garne mehr pillen als andere ist aber kein Qualitätsmerkmal! Bei einem verzwirnten Garn bleiben die Fasern einfach besser im Gestrick als bei einem flauschig-fluffigen Dochtgarn. Und das macht sich dann eben in Anzahl und Größe der Filzknötchen bemerkbar. 

Es gibt auf dem Markt eine Menge kleiner Helfer, mit denen wir dem Pilling zu Leibe rücken können. Fusselrasierer schneiden die Knötchen mit rotierenden Messern ab und sammeln sie in einem kleinen Behälter. Aber auch Pillingkämme und Kleiderbürsten können zum Einsatz kommen, um die Oberfläche eines Strickstücks zu glätten. Man sollte nur nicht zu lange warten – wenn man regelmäßig die Knötchen entfernt, bleibt das Lieblingsteil lange schön!

Fazit – wenn man sich an ein paar einfache Regeln hält, ist die Pflege von Kleidungsstücken und Accessoires aus Wolle überhaupt kein Problem!

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