Gestrickt und zugeknöpft! Wie strickt man Knopflöcher? - Pascuali

Gestrickt und zugeknöpft! Wie strickt man Knopflöcher?

Ob an Hemd, Bluse, Jacke oder Hose – Knopflöcher und die dazugehörigen Knöpfe sind allgegenwärtig. Und natürlich begegnen sich uns auch beim Stricken, die Knopfleisten mitsamt der hilfreichen Löcher. Knöpfen wir uns dieses Thema doch einmal vor…
Rastus Hsu im Interview Du liest Gestrickt und zugeknöpft! Wie strickt man Knopflöcher? 7 Minuten Weiter Sockenstricken – kein Grund, kalte Füße zu bekommen

Von Claudia Ostrop

Ob an Hemd, Bluse, Jacke oder Hose – Knopflöcher und die dazugehörigen Knöpfe sind allgegenwärtig. Und natürlich begegnen sich uns auch beim Stricken, die Knopfleisten mitsamt der hilfreichen Löcher. Knöpfen wir uns dieses Thema doch einmal vor…

Kleine Knopflochgeschichte

Wusstet ihr, dass Knöpfe lange Zeit reine Zierde an Kleidungsstücken waren? Zu ihrem nützlichen Zweck gelangten sie erst im späten Mittelalter – die Verschlussfunktion mithilfe von Schlaufen und Knopflöchern soll sich übrigens in Deutschland entwickelt und von dort rasch ausgebreitet haben.
Nicht ganz klar ist, warum Knopfleisten an Männerkleidung stets rechts und bei Frauenkleidern links sind. Es gibt zahlreiche Ideen und Erklärungsversuche, einige einleuchtend, andere eher amüsant – Fakt aber ist, dass sich die geschlechtsspezifische Position der Knopflöcher bis heute in der Mode gehalten hat!

Knopflöcher stricken

Doch gehen wir zum Praktischen über. Bevor man sich an das Stricken von Knopflöchern macht, sollte man eins vorher im Kopf haben: Meist gibt einem eine Anleitung die Größe des Knopflochs vor. Dann sucht man sich entsprechend passend große Knöpfe aus. Oder hat man schon Knöpfe parat, die später unbedingt das Strickstück zieren sollen? Dann sollte man überlegen, ob der Knopf zum in der Anleitung beschriebenen Knopfloch passt. Denn das Knopfloch sollte immer ein bisschen kleiner sein als der Knopf selbst. Da das Gestrick nachgibt, wird das Loch sich im Laufe der Zeit durch das Auf- und Zuknöpfen etwas weiten –  und schlimmstenfalls den Knopf irgendwann nicht mehr festhalten können.  

Rund oder gerade? Arten von Knopflöchern

Beim Stricken begegnen uns zwei Grundformen von Knopflöchern – es gibt runde und gerade Öffnungen, die darauf warten, einen Knopf aufzunehmen.

Runde Knopflöcher

Runde Knopflöcher lassen sich am einfachsten stricken. Sie sind gut geeignet für kleinere Knöpfe. Übrigens auch prima geeignet für Tunnelzüge! Grundsätzlich entstehen sie dadurch, dass an der gewünschten Position zwei Maschen zusammengestrickt werden und dazu ein Umschlag kommt. Ob man erst zusammenstrickt und dann den Umschlag bildet, ist egal – man sollte nur darauf achten, die Reihenfolge bei ein und demselben Strickstück beizubehalten. Sonst sieht es unruhig und nicht schön aus, vor allem, wenn man das Kleidungsstück offen trägt.

Also: Einen Umschlag auf der rechten Nadel bilden, die folgenden zwei Maschen rechts zusammenstricken und weiter im Muster. In der Rückreihe wird der Umschlag einfach  abgestrickt.  

Wenn man ein Knopfloch in ein Rippenmuster einstricken möchte empfiehlt es sich, dies in optisch einer Linksrippe „untergehen“ zu lassen.  
Beim 1x1-Rippenmuster also eine rechte Masche stricken, den Umschlag bilden und dann die nächste linke und folgende rechte Masche rechts zusammenstricken. Der Umschlag wird in der Folgereihe rechts abgestrickt.  
Beim 2x2-Rippenmuster strickt man die zweite Masche einer rechten mit der ersten Masche der folgenden linken Rippe überzogen zusammen, bildet einen Umschlag und strickt die nächste linke mit der folgenden rechten Masche rechts zusammen. In der Rückreihe werden aus dem Umschlag zwei Maschen herausgestrickt. Alternativ kann man zuvor einen doppelten Umschlag bilden, allerdings wird das Knopfloch mit nur einem Umschlag etwas stabiler. 

          

Waagerechte Knopflöcher 

Die im Folgenden beschriebenen Techniken führen zu Knopflöchern, die waagerecht im Gestrick liegen – verwendet man sie bei einer nachträglich angestrickten Knopfleiste, ergibt sich dadurch natürlich ein senkrechtes Knopfloch.

Meistens werden waagerechte Knopflöcher über zwei Reihen gearbeitet. Man strickt bis zur Position des Knopflochs. Nun wird die gewünschte Maschenzahl abgekettet, und man strickt weiter bis zum Ende. In der Rückreihe strickt man bis zur Lücke, die durch die abgeketteten Maschen entstanden ist. Jetzt wird die gleiche Maschenanzahl aufgeschlungen, die man zuvor abgekettet hat: Dafür Fadenschlaufen bilden und auf die rechte Nadel heben. Dann normal weiterstricken. In der nächsten Hinreihe werden die aufgeschlungenen Maschen ganz normal im Muster abgestrickt.  

Etwas straffer werden Knöpflöcher über eine Reihe. Ist man an der Knopflochposition angekommen, hebt man nacheinander zwei Maschen ab und hebt dann die erste über die zweite. Eine weitere Masche abheben und die vorige überheben bis die gewünschte Maschenzahl abgekettet ist. Die Masche von der rechten Nadel auf die linke heben und die entsprechende Maschenzahl auf die rechte Nadel aufschlingen. Weiterstricken bis Ende und in der Rückreihe die aufgeschlungenen Maschen im Muster abstricken.

Eher für besonders breite Knopflöcher (und ziemlich mutige Stricker:innen) eignet sich folgende Technik mit Hilfsfaden: Ist die Position des Knopflochs erreicht, wird der Arbeitsfaden hängen gelassen und stattdessen mit einem (in der Stärke passenden) Stück kontrastfarbigen Garns über die gewünschte Zahl Maschen gestrickt. Diese Maschen zurück auf die linke Nadel heben und dann mit dem Arbeitsfaden noch einmal über diese Stelle stricken. Später wird der Kontrastfaden herausgezogen: Die befreiten Maschen aber bitte gut sichern, damit keine Maschen herunterfallen können. Mit einer Häkelnadel wird dann nach und nach eine Masche durch die nächste gezogen. Die letzte Masche durch die erste ziehen, auf die Rückseite bringen und dort mit einem Faden vernähen.  

Senkrechte Knopflöcher

Senkrechte Knopflöcher sind ziemlich unauffällig, weil sie nur ein Schlitz zwischen zwei Maschen sind. Insbesondere in 1x1-Rippenmustern verschwinden sie optisch sehr schön.  
Man strickt bis zu dem Punkt, an dem das Knopfloch beginnen soll. Jetzt wird die Arbeit geteilt: Zunächst strickt man bis zur gewünschten Höhe des Knopfloch nur über die Maschen der Knopf(loch)leiste. Faden hängen lassen und mit einem neuen Knäuel die Maschen des restlichen Stücks stricken, und zwar genauso hoch wie auf der Knopfleistenseite. Dann den Arbeitsfaden wieder aufnehmen und über alle Maschen weiterstricken.  

Tipps und Tricks

Natürlich ist das nur ein grober Ansatz, wie man Knopflöcher ins Gestrick bekommen kann. Vieles lässt sich abwandeln oder anders kombinieren, so kann man z.B. Maschen abketten und in der Folgereihe die Lücke durch Umschläge schließen. Oder man strickt die Maschen auf, die man benötigt, um die abgeketteten Maschen zu ersetzen. Mit der Zeit entwickelt man mit Sicherheit eine Vorliebe für eine bestimmte Technik, aber nicht zuletzt hängt es vom Design und vom Garn ab, was für ein Knopfloch sich besonders gut für ein Projekt eignet.

Knopflöcher können übrigens auch nachträglich eingefügt werden. Sehr Wagemutige können die Maschen ringsum die gewünschte Position durch feste, enge Nähstiche sichern, dann vorsichtig das Knopfloch aufschneiden und im Anschluss die Kanten z.B. umhäkeln. 
Kleine Knopflöcher kann man nachträglich in eine Knopfleiste einarbeiten, indem man an der entsprechenden Position mit einer Häkelnadel zwei Maschen (kräftig) hochzieht, die innere über die äußere Masche hebt und die verbliebene Schlaufe auf der Rückseite fixiert. Auf der anderen Seite des so entstandenen Lochs macht man noch einmal das gleiche und vernäht die beiden Schlaufen zum Sichern. Mit wenig Aufwand hat man nachträglich ein kleines, rundes Knopfloch eingefügt.

Wenn Knopflöcher direkt in das Vorderteil einer Jacke eingestrickt werden (also am Anfang oder Ende einer Reihe), dann ist es hilfreich, wenn man auf der gegenüberliegenden Seite genau dieser Reihe eine Sicherheitsnadel oder einen verschließbaren Maschenmarkierer positioniert: Das erspart später das genaue Ausmessen, um die Knöpfe positionieren zu können. Die kommen nämlich genau dorthin, wo ihre „Platzhalter“ auf sie warten.

Wenn (große) Knopflöcher mit der Zeit ausleiern, kann man die Kante mit Kettmaschen umhäkeln, um ihnen mehr Stabilität zu geben und sie gleichzeitig etwas zu verkleinern.  

Und zu guter Letzt: Knopflöcher bitte nie zu dicht an den Rand von Vorderteil oder Knopfleiste setzen – sind die Löcher zu knapp am Rand positioniert, kann sich das Gestrick verziehen und die Kante wellig ausleiern.  

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